VÖLKERFÜHRUNG FÜR DEN MONAT APRIL

Monatsbetrachtung von Dr. Pia Aumeier

IM APRIL KOMMT DER IMKER INS SCHWÄRMEN.....

Verendete Pollensammlerinnen
Abb.1 Verendete Pollensammlerinnen bei kühler Witterung im Frühjahr - Gefehr besteht nur für Schwächlinge.
 

und auch im Bienenvolkerwacht der Fortpflanzungstrieb

„Hallo, mir geht es gut, aber meinen Bienen nicht. Viele kommen mit Pollen heim und sterben dann vor dem Flugloch (Abb.1). Ich bin in Sorge…“. Was Imker erschreckt, bringt ausreichend starke Völker nicht um. Ver mutlich ist es einfach die Bodenkälte, die erschöpfte Sammlerinnen bei kühlen Aussentemperaturen nach ihrer Landung vorm Flugloch verklammen lässt. Da hilft nur: ein beheiztes Flugbrettchen! Kostengünstig zu erwerben unter 02 34 / 3 22 90 17 . . .  April, April.


SCHAFFE, SCHAFFE . . . ODER ARBEITSLOS?

Ab April blühen Massentrachten wie Kirsche, Apfel, Weissdorn oder Löwenzahn. Unabhängig von Kälterückschlägen erbrüten die Bienen jetzt Drohnen und etwa 1500 Jungbienen täglich – an milden Tagen bieten sie beim ersten Ausflug vors Flugloch, dem „Vorspiel“, einen beeindruckenden Anblick. Wer jetzt als Imker schläft, hat bald mit dem „Nachspiel“ zu kämpfen: je nach Witterung ist ab Mitte April mit den ersten Schwärmen zu rechnen. Die vermuteten Ursachen für Schwarmlust sind mannigfaltig und meist kaum zu beeinflussen - wie die erbliche Veranlagung - oder schlicht Imkerlatein - wie das Alter der Königin oder die Sonneneinstrahlung auf’s Flugloch. Was tatsächlich den Schwarmtrieb effektiv dämpft, ist das Ausgleichen der Volksstärken, frühzeitiges Erweitern (Betrachtung März) und damit Befriedigen des Bautriebs, sowie Schröpfen von Arbeiterinnen- (Betrachtung Mai) und Drohnenbrut.

Erweiterung der Voelker

Abb.2: Die Erweiterung zur Kirschblüte: Volk öffnen. Die untere Zarge bleibt unberührt. a) Überschüssige Futterwaben vom Rand des zweiten Brutraumes entfernen (die zweite Randwabe dabei zuerst ziehen, sie lässt sich leichter lösen als diejenige, die direkt an die Beutenwand gekittet ist). b) Drohnenrahmen als zweite Randwabe zwischen zwei ausgebaute Waben in obere Brutraumzarge einhängen (dort wird er besser angenommen und ist leichter zugänglich als unten). c) Absperrgitter auflegen. d) Honigraum aufsetzen. Volk schliessen.

Drohnenschnitt
Abb.3 Gelungener Einsatz von Drohnenrahmen sichert reiche "Milbenernte".
 
 
 

Seit März sitzen alle Völker auf zwei Zargen. Sie werden zur Kirschblüte simultan mit dem Honigraum erweitert, dabei der erste Drohnenrahmen eingehängt und das Absperrgitter aufgelegt (Methodik Abb.2). Die Honigräume sind im Kern mit einem Block ausgebauter, unbebrüteter Waben oder nur Mittelwänden bestückt. Wechseln sich die Wabentypen ab, erstellen die Bienen gerne Dickwaben –lästig für den Imker, gefährlich für den Wassergehalt des Honigs. Brutwaben haben im Honigraum, auch aus hygienischen Gründen, nichts zu suchen! Bei guter Tracht werden pro Nacht zwei Mittelwände ausgebaut. Neues Wachs entsteht dabei jedoch kaum. Die Bienen ziehen den überwiegenden Teil der Zellen aus dem Mittelwandwachs. So ergab eine eingefärbte Mittelwand eine fast vollständig bunte Wabe. Umso bedeutender für die Gewinnung frischen, von fettlöslichen Varroaziden unbelasteten Wachses ist der Baurahmen, in dem die Bienen frei Drohnenbau errichten.


 

MÄNNERFABRIK

Stabiler beim Abfegen der Bienen sind zwar gedrahtete Drohnenrahmen, weniger Arbeit machen aber ungedrahtete. Sie können einfach mit dem Stockmeissel ausgeschnitten, Platz sparend in einem dicht schliessenden Hobbock gesammelt und später eingeschmolzen werden (vgl. März-Betrachtung). Keine Rähmchen sind zu transportieren oder von Trester zu befreien. Vom Mehrfacheinsatz eines einmal ausgebauten Rahmens halte ich nichts. Es gibt zwar Hinweise auf einen geringfügig höheren Varroabefall dunklerer Waben, diese Differenz lohnt aber bei weitem nicht das Einfrieren, Köpfen und Herausstechen der Drohnen aus den Zellen um diese wieder frei für den nächsten Brutsatz zu machen. Und „Auspicken lassen“ ist – um die Verbreitung der Amerikanischen Faulbrut zu vermeiden - zu Recht verboten.


Abwechselndes Einhängen von zwei Baurahmen beschäftigt Baubienen, Königin und Ammenbienen. Letztere verfüttern pro Drohnenlarve bis zu dreimalmehr Futter als pro Arbeiterinnenlarve. Der Imker nutzt zudem damit die effektivste bekannte Varroa-Falle: wird die Drohnenbrut regelmässig NACH der Verdeckelung und VOR dem Schlupf ausgeschnitten (Abb.3), vermindern schon drei Baurahmen den Jahresendbefall um 50% ...und die Milben fallen offenbar dauerhaft darauf herein. Der Wechsel des Baurahmens erfordert keine extra Anfahrt. Er wird mit Erweiterungen und den ab Mitte April allwöchentlich durchzuführenden Schwarmkontrollen kombiniert. Wer hier allerdings schlampt hat mit dem Baurahmen eine Männer- und Milbenfabrik.

Schwarmzellen
Abb.5 Bestiftete Schwarmzellen sind noch klein, unscheinbar und ohne Futtersaft leicht zu übersehen.
Bienenschwarm einfangen
Abb.7 Husch ins Körbchen - Honigeimer zweckentfremdet. Nach Einschlagen des Schwarms den Eimer vor Ort offen in den Schatten stellen, damit restliche Schwarmbienen zufliegen können.

KIPPEN UND BRECHEN

 
 
 

EIGENE Schwärme sind tunlichst zu vermeiden, sie kosten Honig und das Risiko eines weisellosen Restvolkes. Etwa ein Drittel aller Völker lässt sich jedoch durch schwarmvorbeugende Massnahmen nicht beeindrucken. Solche Kandidaten werden durch Kippkontrollen von Mitte April bis Ende Juni (zur Sommersonnenwende lässt die Schwarmlust von sich aus nach) im Abstand von 7 Tagen „entlarvt“ (Abb.4). Länger zu warten ist riskant, da bei gutem Wetter der Schwarm mit Verdeckelung der ersten Schwarmzelle (8 Tage nach der letzten Kontrolle) abgeht. Wenn Schwarmstimmung herrscht, ist diese ohne Wabenziehen schnell und sicher zu diagnostizieren: bei der Kippkontrolle blickt man von unten in den zweiten Brutraum. Nur eines von 200 schwarmlustigen Völkern hat dort keine Schwarmzellen angelegt. Voraussetzung für diese gute Diagnose-Quote: Selbst Stifte dürfen nicht übersehen werden (Abb.5)! Ist an den Rähmchenunterkanten auch nur EINE bestiftete Weiselzelle gefunden, ist das Volk in Schwarmstimmung. Dann und NUR DANN wird der Honigraum abgenommen, zunächst im unteren, dann im oberen Brutraum jede Wabe gezogen, abgeschüttelt und auf Schwarmzellen abgesucht. Sind verdeckelte Schwarmzellen vorhanden, wird’s brenzlig oder der Schwarm ist schon weg (Abb.6, 7, 8). Dann vor Brechen aller Zellen auf Vorhandensein von Stiften kontrollieren! Sind ausschliesslich offene Schwarmzellen vorhanden, werden alle zerstört (mmmhh leckeres Gelée Royale mit Fleischbeilage!), das Absperrgitter wieder aufgelegt und die Honigräume aufgesetzt. Hört sich kompliziert an, dauert 5min. pro Volk. Und erhält dauerhaft die Stärke des Volkes und damit seine Sammelmotivation! Am nicht schwarmlustigen Volk dauert die Kippkontrolle 1min. Alle anderen Massnahmen zur Schwarmverhinderung (z.B. Zwischenbrutableger) sind deutlich material- oder zeitintensiver und dabei ebenso wenig nachhaltig in ihrer Wirkung. Voraussetzung für mein schnelles Arbeiten: geteilter Brutraum, Magazinbeuten ohne Falz, frei aufgestellt (für meine Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit das Volk zu kippen), Absperrgitter (Schwarmzellen sind nur in den Bruträumen), geräumiges Zandermass mit wenig Quetschgefahr für Bienen an der Beuteninnenwand, dicke Oberträger (verhindern lästigen Zwischenbau). Aber warum einfach, wenn’s auch umständlich geht?

 
Schwarm faellt
Abb.6 Der Schwarm fällt...und tschüss.
Schwarm eingefangen
Abb.8 Der Schwarm ist im Eimer! Am Absperrgitter hängt er sich auf. 30 Minuten nach dem Einschlagen kann er direkt am Stand in eine Zarge mit Mittelwänden geschlagen werden. Bei kühlem Wetter etwas zufüttern!

 
 
 

Checkliste - DAS können Sie sich im April schenken!

 

  • Angst vor zu früher Erweiterung oder "Wärmedämmung" mit Zeitung unter der Honigzarge.
  • Völker verstärken durch Zuhängen fremder Brut. Schwächlinge sind damit überfordert.
  • Futterwaben ausschleudern und daraus Futterteig machen. Ameisendicht gelagert sind Futterwaben optimales Ablegerfutter.
  • Brutwaben in den Honigraum hängen, um Bienen über das Absperrgitter "hochzulocken". Sperrt Drohnen im Honigraum ein, erschwert die Wabenhygiene, verschleppt fettlösliche Varroazide aus belastetem Brutraumwachs.
  • Flachzargen verwenden. Während der Tracht ausgebaute Waben können im Brutraum nicht zur Wabenerneuerung eingesetzt werden.
  • Anfangswachsstreifen oder Drohnenmittelwände in Baurahmen einlöten. Zwischen zwei ausgebaute Rähmchen gehängt, gelingt der perfekte Bau allein.
  • Mühen bei der Schwarmkontrolle. Wer falzlose Beuten nutzt, kann kinderleicht kippen. Dicke Rähmchenoberträger und rahmenlose Absperrgitter verhindern lästigen Drohnenzwischenbau (Abb.9) und versteckte Schwarmzellen (Abb.10).
  • Zwischenbodenableger, Brutdistanzierung oder Königin entnehmen zur Hemmung des Schwarmtriebs. Erschüttert die Sammelleistung und wirkt nicht nachhaltig.
  • Kauf einer speziellen Schwarmfangkiste. Im Eimer geht’s auch.
  • Kellerhaft für Naturschwarm. Schwarmbienen wollen nicht wieder nach Hause.
  • „Präventive“ Massnahmen gegen Varroa z.B. Milchsäure nach Sperren der Königin. Bis zur letzten Schleuderung bei Wirtschaftsvölkern ausschliesslich Drohnenbrutentnahme.
  • Pollenersatzmittel füttern. Sind Völker schwach, hat das meist andere Ursachen.
  • An die 40-Tage-Regel glauben. Sommerbienen werden nur 2 Wochen alt und lassen sich nicht in ihr Brutgeschäft pfuschen.
 
 
Drohnenzwischenbau
Abb.9 Mit dicken Oberträgern kein Problem mehr: Drohnenzwischenbau.
Absperrgitter
Abb.10 Absperrgitter ohne Rahmen erleichtern das imkerliche Tun: nie wieder solcher Verbau oder versteckte Schwarmzellen.