Spontan improvisieren oder planvoll agieren?
Wem ist das noch nicht passiert? Bei der regelmässigen Durchsicht zur Schwarmzeit ist ein Volk verdächtig bienenarm oder es fehlt jede Spur von Eiern. Der Schwarm (oder zumindest die Königin) ist weg! Sind Weiselzellen vorhanden (z.B. Nachschaffungszellen wie auf Abb.1), überlässt der Wagemutige das Volk sich selbst. Wer seine Bienen aber sicher behalten will, der teilt sie in Ableger auf: je eine Futterwabe, ein Brutbrett mit etwa 4000 verdeckelten Brutzellen, mindestens einer Weiselzelle und 1000 ansitzenden Bienen sind bis Mitte Mai genug. Mit kleinem Flugloch ausserhalb des Flugradius (2km) aufgestellt und wenn nötig gefüttert, entstehen daraus überwinterungsfähige Völker. Besser durchdacht und geplant verläuft die Ablegerbildung jedoch weitaus weniger Nerven aufreibend...
Sind Sie zu faul um allwöchentlich Schwarmkontrollen durchzuführen und eventuell bei einzelnen Völkern mehrfach Schwarmzellen zu brechen? Dann verstellen Sie bei Flugwetter das Volk um einige Meter und platzieren es auf einem neuen Boden. Beim nächsten Ausflug werden seine Flugbienen an den ursprünglichen Platz zurückkehren… und dort auf den bekannten Boden mit einer neuen Zarge stossen. Hinter eingeengtem Flugloch enthält sie nebst den leeren Mittelwänden eine Futterwabe und eine Wabe mit offener Brut. Genug, um sich eine Königin nachzuziehen. Der Nachteil dieser Fluglingsbildung: beide Volksteile bringen deutlich weniger Honig.
Wer VOR Einsetzen der Schwarmlust schonend schröpft, der dämpft nicht nur den Schwarmtrieb, sondern kann zwei Ableger aus jedem starken Wirtschaftsvolk gewinnen. Und das ohne Minderung des Honigertrags! Und so wird’s gemacht: Entnommen werden Brutbretter mit ansitzenden Bienen. Sie sind bei den regelmässigen Kippkontrollen schnell ausgemacht: sie fallen durch verdeckelte Brutzellen bis an die Rähmchenunterkante auf. Baurahmen und Volksstärke geben Auskunft über die richtige „Dosierung“ der Schröpfung: Ist der Baurahmen in nur 3 Tagen ausgebaut und bestiftet, und füllen die Bienen nach Einstellung des Flugbetriebes beide Brutraumzargen und als Traube den Gitterboden, so können in der Regel gleich zwei Brutbretter entnommen werden. Mittelstarke Völker liefern in der zweiten Aprilhälfte nur ein Brutbrett, können jedoch Anfang Mai meist ein zweites entbehren. Jede geschröpfte Brutwabe wächst (wenn wie oben beschrieben behandelt) problemlos zu einem überwinterungsfähigen Ableger. Wissenschaftlich belegt ist inzwischen: stärker gebildete Brutableger brüten mehr, produzieren in dieser Brut aber auch mehr Varroa-Milben, verbrauchen mehr Futter, und wintern letztlich doch nicht stärker ein! Bei der frühzeitigen Ablegerbildung ist weniger also mehr!
Abb.4: Lammfromm ganz ohne Selektion! Diese südafrikanischen „Killerbienen“ liessen sich mit wenig Rauch und gutem Zureden aus einem Dachvorsprung in ein Magazin umquartieren.
Kompliziert scheint es für den zu werden, der nur Königinnen ausgewählter Herkünfte heranziehen möchte. Larven, Zellen oder geschlüpfte Jungköniginnen werden von Ablegern nur sicher angenommen, wenn die eigene Brut verdeckelt und alle Nachschaffungszellen gebrochen sind. „Professionelle“ machen es noch diffiziler: von A wie Anbrüter über Belegstelle, Buckfast, Carnica, Cubitalindex… bis hin zu Vatervolk, Zuchtlatte und Zusetzkäfig… ganze Bücher sind gefüllt mit Methoden zur Königinnenzucht. Entsprechend hart prallen die Meinungen über „die richtige Technik“ oder „die richtige Biene“ aufeinander… fassungslos beäugt von den meisten Jungimkern – und vielen entmutigten Erfahrenen. Dabei kann es so einfach sein: Schon mit nur 6 Wirtschaftsvölkern kann jeder unter sparsamstem Einsatz von Material (=Geld) und Zeit (=Geld) aus den geschröpften Brutbrettern einstarkes Pflegevolk erstellen, darin gesunde Königinnen aufziehen lassen und sie dann in bis zu 20 Begattungsvölkchen aufteilen. Im Vergleich zu einfachen Brutwabenablegern entstehen aus der gleichen Menge an Brut und Bienen doppelt so viele Jungvölker (Überblick siehe Abb.2). Ist auch nur ein geeignetes (=sanftmütiges) Volk am Stand, kann von ihm nachgezogen werden (Abb. 3 und 4). Die einzelnen Schritte werden nachfolgend beschrieben und mit einer Bilderserie veranschaulicht.
GESTARTET WIRD ENDE APRIL BIS MITTE MAI mit 9 geschröpften Brutbrettern à 4000 verdeckelte, etwas offene Brut und 1000 Bienen (Abb.5). Sie werden mit einer Futterwabe versehen als Sammelbrutableger ausserhalb des Flugradius der geschröpften Völker aufgestellt. Dabei keine Königin mitnehmen! Wer sie nicht suchen will, nutzt die Sauglingsmethode, setzt also die bienenleeren Brutbretter für 1-2 Tage über Absperrgitter auf ein starkes Volk.
9 TAGE SPÄTER ist alle Brut verdeckelt. Im Durchschnitt sind bereits 9/Zwölftel der verdeckelten Brut (=3000 Bienen pro Wabe) geschlüpft. 30.000 junge, pflegebereite Bienen
sitzen dichtgepackt und arbeitslos (Abb.6). Sie machen den Sammelbrutableger zum idealen Pflegevolk für die Königinnenaufzucht.
Wer faul ist wie ich und zügig arbeitet, setzt möglichst kleine Larven direkt am Volk in Plastik-Weiselnäpfe um (Abb.7
Autor Friedrich Pohl). Untersuchungen zeigen: je stärker das Pflegevolk und je jünger seine Bienen, desto höher die Annahmequote. Unbedeutend sind hingegen das Material der Weiselzelle (Wachs
oder Plastik, Abb.8 Autor Friedrich Pohl), eine „Bespeichelung“ der Zelle durch Bienen, die Verwandtschaft der Larven mit den Pflegebienen oder eingebrachter Futtersaft (=„feuchtes Umlarven“). In
ein kühlendes feuchtes Tuch eingeschlagen, überstehen die Larven sogar schadlos 2-stündige Autofahrten. Einzig „Knauser“ haben mit Rückschlägen bei der Annahme zu rechnen: Duftspuren der
Vorgängerin können bei mehrfach eingesetzten Weiselnäpfchen die Pflegebienen zu verfrühter Verdeckelung veranlassen (Abb.9 Autor Peter Rosenkranz).
Direkt vor Einsetzen des belarvten Zuchtrahmens an Stelle einer brutfreien Wabe in die Beutenmitte werden alle(!) Nachschaffungszellen gebrochen. Um auch gut „getarnte“ nicht zu übersehen (Abb.10), wird die rammelvolle Zarge auf einem umgedrehten Blechdeckel beiseite gestellt. Eine Zarge mit Futterwaben auf den Beutenboden platzieren, darauf eine Leerzarge, in die nun die Waben bequem abgeschüttelt, auf Weiselzellen untersucht und eingehängt werden. Die Futterwaben schaffen Platz für die zahlreichen Bienen. Sind sie nur halb gefüllt, wird der Verbau des Zuchtrahmens bei Tracht wirkungsvoll gemindert (Abb.11 Autor Matthias Wach).
VERSCHULT werden die Weiselzellen FRÜHESTENS 4, SPÄTESTENS 10 TAGE NACH DEM UMLARVEN zusammen mit je 4-6 Begleitbienen (Abb.12 Autor Friedrich Pohl). So sind sie vor sich und vor dem Abschwärmen aus dem starken Pflegevolk geschützt. In ihrer mittleren Puppenphase sollen Königinnen besonders stossempfindlich sein… meine wilden Autofahrten haben sie trotzdem immer überstanden. Der Zuchtrahmen bietet nicht für jede Weiselzelle in ihrem voluminösen Käfig Platz. Die Überzähligen schlüpfen genauso gut auf den Rähmchenoberträgern „in der Horizontalen“ (Abb.13). Der Deckel der Hohenheimer Einfachbeute hat eine passgenaue Aussparung.
21 TAGE NACH SCHRÖPFUNG der Brutwaben wird das Pflegevolk ZUM HEIMATSTAND ZURÜCK gewandert und in bis zu 20 Begattungsvölkchen aufgeteilt: Für jedes eine Beute bereitstellen. Dann je eine bienenbesetzte Wabe mit 15%iger Milchsäure gegen Varroa einsprühen (Abb.14), an eine Beutenwand hängen, daneben ein leeres gedrahtetes Rähmchen, daneben eine Futterwabe. Wichtig: Das Flugloch mit einem Schaumstoffstreifen bis auf eine Bienenbreite an der Beutenwand einengen (Abb.15). Das schützt wirkungsvoll gegen Räuberei. Fluglochkeile tun das nicht! Sodann je eine frisch geschlüpfte Königin einfach zulaufen lassen, die Damen kennen sich. Wer sich nicht an den korrekten Zeitplan hält, muss sich nicht wundern wenn die länger gekäfigten Königinnen beim Öffnen davon fliegen oder kopfüber in ihrer Zelle verhungert sind, wo sie versucht hatten den eingetrockneten Futtersaft zu erreichen. Wer viel zu transportieren hat, logiert je eine Bienen-, eine Futterwabe und eine Königin in den platzschonenden Viererboden. Fortsetzung folgt im Juni….
Checkliste - DAS können Sie sich im Mai schenken!
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